Acryl & Fotografie

„unterwegs“

Unterwegs auf Wegen. Ständig und jederzeit.

Menschen begehen Wege, die den Zugang zur Natur eröffnen und erschließen.
Ausgetrampelt, geschottert, geteert und asphaltiert transportieren sie Zivilisation, Fortschritt aber auch Zerstörung.

Jeder Weg bietet immer wieder neue Ansichten und Aussichten. Auch wenn es meist dieselben Wege sind, keiner kann erahnen, was hinter der nächsten Kurve oder Abzweigung auf einen wartet.

ABER: Werden die Veränderung in unserer Umgebung wahr genommen?
Wie weit dringt man in Umgebung, Umfeld vor, so dass die Grenze zwischen ursprünglich Entstandenem und Erzwungenen/Beeinflussungen ineinander übergehen? Wo hört der Weg für Gesellschaft und Natur auf?

Wege – von der Gesellschaft in die Natur – und umgekehrt
Wege – durch Entschleunigung Neues entdecken
Wege – Unbekanntes erspüren
Wege – Gewohntes wahrnehmen
Wege – Erkenntnis der Veränderung

Eine Fokussierung durch Einblendung und Ausblendung von Elementen in der Umgebung sollen Blicke und Sinne schärfen. Sollen beim Betrachter Wegbereiter sein, für Abenteuer, Spannung, Überraschung, Träumerei und vieles mehr.

Diese Ansätze unterstreiche ich durch die Mischung verschiedener Techniken in meinen Arbeiten – Fotografie, digitale Bildbearbeitung und Acrylmalerei. Knallige Farben unterstreichen die Fokussierung.

Auszug einer Laudatio der Kunsthistorikerin M.A. Tanja Solombrino:

Flächig gemalte Versatzstücke, die in einen immensen Kontrast zu dem sie umgebenden Bildraum stehen, prägen auch die neueste Werkserie von Ruth Kasper, die den Titel „unterwegs“ trägt. Ganz im Sinne von Émile Zola, der bereits im 19.Jh. feststellte „Die Wahrheit ist unterwegs und nichts kann sie aufhalten“, zeigt die Künstlerin in ihren jüngsten Arbeiten Impressionen von unterwegs.

Wer der Bedeutung des Wortes „unterwegs“ nachgeht, wird in namhaften Enzyklopädien Erklärungen wie: „sich auf dem Weg irgendwohin befindend, draußen sein, auf der Reise sein, nicht daheim und fort sein“ finden. Unterwegs sein bedeutet also in Bewegung sein in Richtung eines festen oder auch unbekannten Ziels. Auf dem Weg dorthin sammeln wir Augenblicke, die Eindrücke bei uns hinterlassen.

Eine Sammlung solcher, mitunter ungewöhnlicher Eindrücke zeigt uns Ruth Kasper in ihrer jüngsten Werkserie, für welche die Künstlerin nun das für sie recht ungewöhnliche Kleinformat gewählt hat. Neben wiederkehrenden Bildmotiven wie dem Fahrradfahrer oder dem Fußgänger, die selbst unterwegs sind und die von der Künstlerin in unorthodoxer Perspektive in immer neuen Varianten ins Bild gesetzt werden, ist es vor allem das Motiv der Straße, das einen bedeutenden Raum innerhalb der Werkgruppe einnimmt.

In der Kombination aus Fotografie auf Leinwandgewebe mit Acrylmalerei schafft Ruth Kasper eindrucksvolle Arbeiten, die ihre immense Spannung aus der gekonnt umgesetzten Verbindung der beiden Medien beziehen. Im Gegensatz zu früheren, ebenfalls in Mischtechnik entstandenen Arbeiten, bei welchen die Künstlerin einzelne Bildmotive in die Fotografien hinein komponiert hat, geht sie in ihren jüngeren Arbeiten noch einen Schritt weiter.´Ruth Kasper ersetzt nun Teile des fotografischen Bildraums, wie den Himmel oder die Straße, durch in kräftigen Knallfarben gemalte Flächen und spielt so mit den Sehgewohnheiten des Betrachters. Um den Kontrast zwischen den fotografischen und den gemalten, an Popart erinnernden Bildelementen noch zu verstärken, raut die Künstlerin das Leinwandgewebe an einigen Stellen auf, wodurch der Gegensatz von Struktur und glatter Oberfläche, von Fläche und Raum noch verstärkt wird. Gerade im Umgang mit der Farbe, die Ruth Kasper hier dick und in mehreren Schichten aufträgt, zeigt sich das feine Gespür der Künstlerin für Komposition.
Um eine spannungsreiche Ausgewogenheit zu erzeugen, wählt Ruth Kasper mit künstlerischem Gespür die Größe und den Verlauf der Farbflächen in Bezug auf den fotografischen Bildgrund.

Gerade diese Arbeiten im kleinen und mittleren Format stellen bezüglich der Präzision in der Ausführung immer wieder eine besondere künstlerische Herausforderung dar.

Tanja Solombrino
Kunsthistorikerin M.A.
Oktober 2018

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